Alcalá de Guadaíra, die Stadt der Bäckereien

Alcalá de Guadaíra befindet sich in der Provinz Sevilla und zählt nahezu 76.000 Einwohner und verfügt über eine sehr reiche Geschichte und ist vor allem wegen seiner Festung aus der Zeit der Almohaden bekannt. Einzigartig sind auch die befestigten Mühlen am Fluss Guadaíra und die archäologische Zone Gandul. Alcalá de Guadaíra ist auch bekannt für seine lokalen Gebäcke und die zahlreichen Bäckereien, und natürlich für die alte Mehlfabrik Harinera del Guadaíra, die heute ein touristisches Zentrum ist.
 
Auch wenn die Stadt Alcalá de Guadaíra bereits zur Zeit der griechischen Invasion existierte, so erhielt sie ihren Namen erst während der Zeit der Mauren, die hier eine Festung errichteten und den Namen Al-Qal'at Uued-Xira trug, wie das Kastell am Fluss Ira (castello del río Ira) genannt wurde. Erst im Jahr 2001 wurde Alcalá de Guardaíra offiziell der Name der heutigen Stadt, insbesondere um ihr eine eindeutige Schreibweise zu bieten. Entlang des Flusses Río Giadaíra entstand im Jahr 2011 eines des bedeutendsten Naturschutzgebiete Andalusiens, das einen großen Kontrast zur Industrie der Stadt bietet.

Alcalá de Guadaíra, die Stadt der Bäckereien
Foto: Herbert Kårlin

Während Orte wie Marbella und Torremolinos als touristische Metropolen Andalusiens bezeichnet werden können, handelt es sich bei Alcalá de Guadaíra mit seinen über 2500 Unternehmen um die Industriehauptstadt Andalusiens.die Arbeiter und Angestellte selbst aus Sevilla anlockt. Entsprechend handelt es sich bei Alcalá de Guadaíra auch um die Stadt der Provinz Sevilla mit dem höchsten Energieverbrauch. Die Stadt verfügt gegenwärtig um neun Industriegebiete und zusätzlich vier Wirtschaftszentren. Dass die Wirtschaft bereits sehr früh der Motor der Stadt Alcalá de Guadaíra war, kann man noch heute an Hand der vielen Mühlen entlang des Flusses Guadaíra feststellen.
 
Der Name der Stadt Alcalá de Guadaíra hat sich im Laufe seiner Existenz mehrmals verändert, denn die Tarteser nannten sie Irippo, was Stadt am reißenden Fluss bedeutet, wobei allerdings auch der Fluss später den Namen Ira erhielt. Die griechischen Eroberer machten aus Irippo dann Hienipa (unterirdisches Wasser), was unter den Römern zu Hinipense wurde. Erst mit der Ankunft der Mauren erhielt die Stadt dann den Namen Al-Qal'at Ued-Xira das nach der katholischen Reconquista zu Alcalá de Guardaíra wurde.

Die Geschichte der Stadt Alcalá de Guadaíra
 
Archäologische Funde belegen dass Alcalá de Guadaíra,, beziehungsweise die Stelle an der die heute Stadt liegt, bereits zur Kupferzeit, auch Chalkolithikum genannt, bewohnt war, also gegen 2000 vor Christus. Schon 1000 Jahre später können hier auch befestigte Orte nachgewiesen werden die vor allem Landwirtschaft betrieben. Da es sich in der gesamten Umgebung um befestigte Orte handelte, muss man davon ausgehen dass sich entweder die Orte untereinander bekämpften oder aber andere Feinde diese Region unsicher machten.
 
In der Hochebene Mesa de Gandul, am Rande der Stadt Alcalá de Guadaíra,, lag bis zur Ankunft der Römer im zweiten Jahrhundert vor Christus die tartessische Stadt Irippo, was "Stadt am Fluss" bedeutet, eine Stadt, die mit der Ankunft der Römer vollkommen in das römische Reich integriert wurde und auch die römische Kultur, aber auch das römische Rechtssystem, annahm. Dass Alcalá de Guadaíra, und seine Umgebung so früh besiedelt wurde, liegt insbesondere am Fluss Guadaíra, der in dieser Umgebung ein sehr fruchtbares, bewässertes Land geschaffen hatte.
 
Nach dem Niedergang des Römischen Reiches geriet Alcalá de Guadaíra, für mehrere Jahrhunderte in Vergessenheit, denn die den Römer folgenden Westgoten passierten das Gebiet lediglich ohne sich jedoch niederzulassen. Aus dieser Zeit existieren lediglich einige Steinplatten und Inschriften, die man heute im Museum der Stadt Alcalá de Guadaíra, finden kann.
Fortsetzung folgt ...
 
Sehenswürdigkeiten in Alcalá de Guadaíra
 
Das Castillo de Alcalá de Guadaíra
Das Castillo de Alcalá de Guadaíra geht bis zur Dynastie der Almohaden Ende des 12. Jahrhunderts zurück, als der damalige Kalif hier eine kleine Festung errichten ließ um dort die Soldaten für die Verteidigung des arabischen Reiches auszubilden. Während der folgenden 200 Jahre bauten die Almohaden diese Festung permanent aus bis sie gegen das 14. Jahrhundert nahezu das heutige Aussehen angenommen hatte. Die letzten Änderungen wurden am Castillo de Alcalá de Guadaíra zwischen 1471 und 1477 unter Rodrigo Ponce de León y Nuñes unternommen, der die Festung dann als Basis für seine Kämpfe gegen Sevilla und Jerez de la Frontera benutzte.
 
Das Castillo de Marchenilla in Alcalá de Guadaíra
Als im 13. Jahrhundert die Meriniden, die sich aus Berberstämmen zusammensetzten, sich über Ronda der Stadt Alcalä de Guadaíra näherten, so stand die Stadt Alcalá unter einer starken Bedrohung und es wurde nötig eine weitere, kleinere Festung zum Schutze von Alcalá de Guadaíra zu errichten, was zum Bau des Castillo de Marchenilla führte. Während des 14. Jahrhunderts erweiterte die Familie Velasco diese Festung, im 17. Jahrhundert kam dann die Kapelle San Isidro Labrador hinzu und Ende des gleichen Jahrhunderts zusätzlich das Patio im Osten des Castillo de Marchenilla.
 
Das Iglesia de Santiago el Mayor in Alcalá de Guadaíra
Die Iglesia de Santiago del Mayor ist die Pfarrkirche der Stadt Alcalá de Guadaíra und wurde im 14. Jahrhundert im gotischen Stil begonnen, aber da sie erst im 18. Jahrhundert vollkommen beendet wurde, findet man an der heutigen Kirche auch Elemente in Barock und im neoklassischen Stil. Auch wenn die Iglesia de Santuago el Mayor in großen Zügen ihr ursprüngliches Aussehen behalten hat, so handelt es sich um eine völlig restaurierte Kirche, da diese erstmals während des Erdbebens im Jahr 1755 sehr stark beschädigt, und anschließend restauriert, werden musste, zum anderen aber auch während des spanischen Bürgerkriegs nahezu vollkommen abbrannte und ein zweites Mal von Grund auf restauriert wurde.
 
Das Convento de Santa Clara in Alcalá de Guadaíra
Das Convento de Santa Clara wurde im Jahr 1597 in Alcalá de Guadaíra gegründet und ist ein Kloster Andalusiens das, bis auf wenige Jahre in denen es restauriert wurde, permanent von Nonnen benutzt wurde. Da auch heute noch einige Nonnen dort leben, kann das Kloster nur an vier Tagen pro Jahr besucht werden. Das Convento de Santa Clara ist heute in der gesamten Provinz Sevilla bekannt, allerdings nicht wegen dem interessanten Gebäude, sondern weil die Nonnen dort die bekannten Sospiros (Seufzer), Corazones (Herzen) und Bocaditos (Häppchen) herstellen, Süßigkeiten die in ganz Andalusien ein Begriff sind.
 
Die Puente del Dragón in Alcalá de Guadaíra
Die Puente del Dragón in Alcalá de Guadaíra gilt als die erste figurative Brücke Europas und wurde 2007 eingeweiht, als eine dringend notwendige Umgehungsstraße gebaut wurde. Die Brücke erhielt die Form eines Drachens, der mit mehrfarbigen Azulejos (Fliesen) dekoriert wurde, genau genommen mit katalanischen Trencadís, da sich der Architekt der Puente del Dragón von katalanischen Architekten Antoni Gaudí inspirieren ließ. Die Brücke verfügt, außer dem Drachen, über keinerlei Verzierungen oder überflüssige Elemente, ist jedoch eine Einheit mit dem Fluss Guadaíra und begrüßt jeden Besucher auf eine besondere Art.
 
Das Museo de Alcalá de Guadaíra
Das Museo de Alcalá de Guadaíra wurde im Jahr 2005 eingeweiht und beherbergte die ersten Jahre nur temporäre Ausstellungen. Mittlerweile bietet das Museum jedoch auch eine permanente Ausstellung die dem Besucher einen Einblick in die Geschichte der Stadt bietet. In den vier Sälen des Museo de Alcalá wird die Geschichte Alcalás von der Urzeit bis zur Gegenwart dokumentiert, da die Stadt in diesem Museum die Stadt auch der Zeit darstellen wollte die vor der Ankunft des ersten Menschen existierte.
 
Die Villa San José in Alcalá de Guadaíra
Die Villa San José in Alcalá de Guadaíra wurde im Jahr 1927 erbaut, als die Stadt sich mehr und mehr entwickelte und, auf Grund der Wärme und des klaren Wassers, zum Sommersitz zahlreicher Spanier wurde. Die Villa San José wurde als Herrschaftssitz erbaut, was auch heute noch deutlich zu sehen ist, obwohl die ursprünglichen Azulejos an der Fassade mittlerweile verschwunden sind. Das Herrschaftsgebäude steht heute unter Denkmalschutz und beherbergt eine Sprachschule. Wie sehr viele der früheren Sommersitze der reichsten Schicht Spaniens, so wurde auch die Villa San José auf einer Anhöhe mit einer ausgezeichneten Aussicht erbaut.
 
Der Torre del Molino de Cerrajas in Alcalá de Guadaíra
Der Torre del Molino de Cerrajas nahe der Stadt Alcalá de Guadaíra ist im Prinzip ein typischer, dreistöckiger Verteidigungsturm den man nahezu überall in Andalusien finden kann, jedoch mit dem Unterschied dass man neben dem Turm auch eine Wassermühle und die Wohnung des früheren Müllers finden kann, dem zudem ein unterirdisches Kanalsystem angeschlossen ist. Diese Einheit, die man ganz allgemein nur als Torre del Molino de Cerrajas bezeichnet, ist daher eine einmalige Sehenswürdigkeit, die man oft als die befestigte Mühle bezeichnet. Von der im Untergeschoss liegenden Mühle kann man noch heute einige Teile des Mechanismus entdecken.
 
Die Molino del Algarrobo in Alcalá de Guadaíra
Wann die Molino del Algarrobo in Alcalá de Guadaíra tatsächlich erbaut wurde, ist bisher unbekannt, da diese Wassermühle mit Schaufelrad erst ab dem 15. Jahrhundert dokumentiert wurde. Zu jener Zeit gehörte die Getreidemühle Molino del Algarrobo allerdings zum Kloster San Jerónimo de Buenavista in Sevilla. Diese Mühle gehört, historisch gesehen, zur Gruppe der Molinos, die im Laufe der Jahrhunderte am Fluss Río Guadaíra entlang erbaut wurden. Der älteste Teil der Molino del Algarrobo ist der Turm der Mühle, der bereits im 14. Jahrhundert erbaut wurde. Im Jahr 2003 wurde diese Mühle vollkommen restauriert, wobei sie hierbei ihr ursprüngliches Aussehen wieder erhielt.
 
Die Ermita de Nuestra Señora del Aguila in Alcalá de Guadaíra
Die Ermita de Nuestra Señora del Aguila befindet sich innerhalb der Mauern der Festung von Alcalá de Guadaíra und wurde im 14. Jahrhundert auf den Resten einer vorhergehenden Mezquita erbaut, die wiederum auf einem Tempel der Westgoten erbaut wurde. Die Ermita de Nuesta Señora del Aguila wurde im gotischen Stil erbaut, auch wenn der Turm noch teilweise an die arabische Epoche in Andalusien erinnert. Die Kapelle ist der Schutzheiligen der Stadt geweiht, also Nuestra Señora del Aguila, was mit einer Legende zusammenhängt, die entstand als die katholischen Könige die Festung der Stadt einnahmen.
 
Die Harinera del Guadaíra in Alcalá de Guadaíra
Die Harinera del Guadaíra wurde im Jahr 1934 direkt am Río Guadaíra erbaut und stellt im Prinzip ein typisches Industriegebäude dieser Epoche mit drei Stockwerken dar. Auch wenn das Gebäude sein ursprüngliches Aussehen behalten hat, so findet man hier heute zum einen das Tourismusamt der Stadt, zum anderen das Centro de Interpretación de la Industría Panadera mit einem Museum das die traditionelle Herstellung von Brot in Alcalá dokumentiert. An Hand der entsprechenden Maschinen und Formen entdeckt man hier die Ursache warum man Alcalá de Guadaíra als die Stadt des Brotes bezeichnet.
 
Der Palacio de Gandul in Alcalá de Guadaíra
Beim Palacio de Gandul der im 17. Jahrhundert für eine adelige Familie erbaut wurde, ist das einzige bewohnte Haus des verlassenen Ortes Gandul, der zu Alcalá de Guadaíra gehört. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude kann in der Regel nur von der Ferne aus gesehen werden, da man für den Zugang normalerweise eine Einladung des Besitzers benötigt, oder aber muss an den wenigen Tagen des Jahres in Alcalá sein an denen die Besitzer eine Führung anbieten, und dies in Form eines Theaterstückes.
 
Die Ermita de San Roque in Alcalá de Guadaíra
Die Ermita de San Roque in Alcalá de Guadaíra wurde im Jahr 1570 erbaut und erhielt das heutige Aussehen bei der Restaurierung im Jahr 1886. In der kleinen Kapelle, die ursprünglich eine Einsiedelei war, findet jedes Jahr am Gründonnerstag eine Messe statt die von der Brüderschaft Hermandad de Jesús Nazareno geboten wird. Im Inneren der Ermita de San Roque findet man das Abbild der Virgen de Belén y San Roque. Die Bedeutung der Kapelle ist darauf zurückzuführen dass sie an einem alten Pilgerweg, genau genommen einem Pfad der Büßer, lag.
 
Fortsetzung folgt ...
 
Gastronomische Spezialitäten in Alcalá de Guadaíra
 
Die Gerichte in Alcalá de Guadaíra entsprechen weitgehend der Mittelmeerküche Andalusiens und hat die gleichen Zutaten wie die Küche der gesamten Provinz Sevilla. Dies bedeutet natürlich dass man die gazpacho (kalte Gemüsesuppe) ebenso auf den Speisekarten findet wie unterschiedliche sopas de tomates (Tomatensuppen) oder arroz con perdiz (Reis mit Rebhuhn). Dennoch kann man auch in Alcalá de Guadaíra auch Gerichte mit einem typischen Stempel der Stadt finden, denn pucheros (Eintopf, Untergruppe der cocidos), cocidos (Eintopf) und arroz (Reis) werden dort teilweise auf sehr persönliche Weise zubereitet, sowohl was das gewählte Gemüse, als auch die Gewürzmischung betrifft. Auch azeitunas Oliven) nehmen in Alcalá, wie auch in anderen Städten Andalusiens einen besonderen Geschmack an und werden in unterschiedlichster Weise angeboten. Nicht zu vergessen ist auch dass Brot jeder Art hier eine Delikatesse sein kann, denn nicht umsonst spricht man bei Alcalá de Guadaíra von der Stadt des Brotes.
 
Wir arbeiten permanent an diesen Seiten und werden bei Alcalá de Guadaíra die Fortsetzung der Geschichte veröffentlichen, aber auch alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten, die wichtigsten Feste und die lokale Gastronomie hinzufügen, aber auch Ausflugsmöglichkeiten in andere Städte, die jeweils in den gleichen Provinzen liegen.